Freiheit – Eine Geschichte

Die Freiheit mit ihrer Vergangenheit zeichnet sich einmal durch eine Art „Niemannsland“ als auch als „Gasthaus“ aus. Am Ortsende von Laudenau liegt die „Freiheit“ (früher ein Bauernhof und Gasthaus mit Gutshof) . Mir als kleines Mädchen war die „Freiheit“ von Eltern und Großeltern so dargestellt worden, dass früher eine Hecke um diese Höfe war und sich Jedermann, der sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatte, dort 3 Tage aufhalten durfte. Das Gasthaus „Zur Freiheit“ wurde in meiner Kinderzeit von Pensionsgäste besucht. Für uns Kinder war die Möglichkeit gegeben, sich für 1o Pfennige mal ein Eis zu holen; wenn Oma oder Tante dies spendierten. Die Freiheit war früher auch ein Anlaufpunkt für Maiwanderungen, hier war „Tanz in den Mai“; von überall her kamen die Wanderer und saßen oft auf der Treppe ins Obergeschoss oder draußen am Hang, da im Saal kein Platz mehr war. Außerdem feierte die „Freiheit“ ihre eigene „Kerb“ (Kirchweih); diese war auch weit über die Ortsteile bekannt. Damals gehörte die Freiheit noch zu Fränkisch-Crumbach (Kreis Dieburg). Ich werde versuchen, aus verschiedenen Artikeln etwas mehr über die Freiheit zu berichten.

Man berichtet, dass die Freiheit früher eine Art „Niemannsland“ gewesen sein soll, Straftäter durften sich für die Dauer von 48 Stunden zurückziehen und waren vor Ihren Verfolgern erstmals in Sicherheit. Derartige Stätten soll es noch mehr im Odenwald gegeben haben. Laudenau bzw. die Freiheit gehörten zu den Grenzorten, wahrscheinlich tagte hier früher auch das „Märkergericht Rodenstein“. Sicher soll sein, dass die Mark Heppenheim und die Mark Michelstadt bereits zur Karolingerzeit definiert und voneinander abgegrenzt waren und dass zwischen den beiden die reichsunabhängige Mark Fränkisch-Crumbach bestand. Die drei Herrschaftsbereiche stießen hier zusammen. Im Mittelalter war der Flecken aufgeteilt in „Laudenau das Dorf“ (das zur Zent Ober-Ramstadt und damit zum Besitz der Grafen von Katzenelnbogen zählte), „Laudenau unter den Bäumen“ (für das die Zent Reichenberg und damit das Erbacher Grafenhaus zuständig war) und „Laudenau die Freiheit (das zum Einflussbereich der Herren von Rodenstein und zur Gemarkung Fränkisch-Crumbach gehörte). An der Freiheit stießen vier Kirchspiele zusammen: Groß-Bieberau, Reichelsheim, Fränkisch-Crumbach und Neunkirchen. Am 22. Juli 1763 sollen sich hier die zuständigen Pfarrer zum gemeinsamen Mahle getroffen und einen Tisch so über den Grenzstein gestellt haben, dass jeder daran sitzen konnte, ohne sein eigenes Kirchspiel verlassen zu müssen. Pfarrer Cellarius aus Fränkisch-Crumbach soll bei diesem „raren act“, wie er in alten Dokumenten genannt wird, jedoch nicht dabei gewesen sein; er hatte tags zuvor geheiratet und war „unpässlich“. Vor einigen Jahren hat Herr Katzenmeier diesen Akt mit den Pfarrern nachspielen lassen.

Aus unserem früheren Bauernhof entstanden aus Scheune und Stall weitere Wohnhäuser, in dem einen befindet sich unsere Ferienwohnung. Das Gasthaus „Zur Freiheit“ hat heute keine Pensionsgäste mehr, es wurde 2018 geschlossen. Jetzt befindet sich dort eine Esssigmanufaktur, die sehr bekannt ist und auch Führungen stattfinden.
Viele Unterlagen sind verloren gegangen. Vor ein paar Jahren wurden in der Nähe auch „Steinsetzungen“ entdeckt; es handelt sich dabei um aus Steinen gebildete Ringe mitten im Wald; der eine rund, der andere oval. Diese wurden für heidnische Kultstätten gehalten. Georg Schnellbächer hat diese entdeckt, mit seiner Ortsgruppe vermessen und erhielt hierfür im Jahre 2000 einen Förderpreis des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Vieles über die „Freiheit“, den „Wildweibchenstein“, den „Rodensteiner“ und weitere „Räuber im Odenwald“ kann man in entsprechenden Büchern nachlesen.